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Geschichte OK4 Koblenz 35 Jahre

35 Jahre Offener Kanal Koblenz

Der Offene Kanal Koblenz feiert in diesem Jahr sein 35. Sendejubiläum. Anfang November 1989 wurde die erste Sendung ausgestrahlt, seitdem füllen Bürgerinnen und Bürger selbst das Programm des „OK“. Vor 40 Jahren hatte die Politik möglich gemacht, dass es neben öffentlich-rechtlichem Rundfunk auch privates Radio und Fernsehen gibt. Gleichzeitig fiel auch den Startschuss für Offene Kanäle in vielen Bundesländern, um die Medienvielfalt mit einer dritten Säule zu ergänzen.

Geschichte 35 Jahre Offener Kanal Koblenz      

Die ersten Bürgersender entstanden in Rheinland-Pfalz und als einer der ersten Trägervereine hatte sich 1986 der „Offener Kanal Koblenz e. V.“ gegründet. Seit dem Sendestart drei Jahre später, wurden viele tausend Beiträge gesendet, die vor allem von Bürgerinnen und Bürgern aus der Region produziert wurden.

Aufgezeichnet wurde in den Anfängen mit S-VHS-Kassetten und großen Kameras. „Die Videokassetten wurden damals ‚live‘ ins Abspielgerät eingelegt, um dann von den Fernsehzuschauern gesehen zu werden“, beschreibt Günter Bertram von der Medienanstalt Rheinland-Pfalz die Anfänge beim Offenen Kanal. Erst mit der Jahrtausendwende kamen die digitale Technik mit Mini-DV-Kassetten und später die SD-Karten.

    mit Oberbürgermeister David Langner

Der Offene Kanal bietet sämtliche Technik zum Verleih an und schult die Bürgerinnen und Bürger im Umgang mit Kameras und Schnittprogrammen. So sollen Interessierte lernen, selbst sendefähige Filme zu erstellen. „Gerne nehmen wir uns für jeden Interessierten die Zeit und helfen bei Fragen“, so Bertram. Er betreut die Bürgerfernsehsender im nördlichen Rheinland-Pfalz, Koblenz, Adenau und Neuwied. Beim Offenen Kanal Koblenz war er von Anfang an dabei. Während seines Studiums der Medienpädagogik in Bonn, wurde er auf das neue Konzept der Offenen Kanäle aufmerksam und durch sein Faible für die Filmproduktion meldete er sich nicht nur als Unterstützer für den Aufbau des OK Koblenz, sondern schrieb auch seine Diplomarbeit über das Thema.

Die Räume des Offenen Kanals waren anfangs im Kurt-Esser-Haus, nahe dem Hauptbahnhof. Vor genau 20 Jahren zog der OK nach Koblenz-Ehrenbreitstein um. In dem von Kunst und Kultur geprägten Stadtteil nutzt er Räumlichkeiten des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz. Die Filme im Programm eines jeden Offenen Kanals werden – wie es der Name „Bürgermedien“ schon sagt – hauptsächlich von Bürgerinnen und Bürgern aus der Region beigesteuert. Seit vielen Jahren ist der OK aber auch ein Ausbildungsort. Aktuell wird bereits der sechste Mediengestalter dort ausgebildet. 26 junge Frauen und Männer haben bereits ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur im OK Koblenz absolviert. Einige davon arbeiten heute bei großen Sendern wie dem ZDF und dem SWR oder haben eigene Medienunternehmen gegründet.

So auch Jennifer de Luca, die im Rahmen ihres Studiums an der Uni Koblenz um Unterstützung beim Offenen Kanal Koblenz bat. Zusammen mit Kommilitonen produzierte sie Beiträge für ein „UniTV“, welches im Offenen Kanal ausgestrahlt wurde. Mit dem Diplom in der Tasche schloss sie Volontariate beim Hörfunk, beim TV und der Zeitung ab und ist heute Freie Journalistin und Moderatorin. „Die erste Berührung mit Medienarbeit hatte ich beim OK Koblenz, seitdem bin ich angefixt und habe diese Leidenschaft zu meinem Beruf gemacht“, so de Luca. Inzwischen ist sie Vorsitzende des Offenen Kanal Koblenz e.V.. „Ich bin sehr dankbar, dass ich damals beim Offenen Kanal die Möglichkeit bekommen habe, das Filmen auszuprobieren. Jetzt möchte ich selbst Interessierte dazu animieren, Filme vor oder hinter der Kamera zu drehen und so zur Medienvielfalt beizutragen. Denn Medienbildung ist Demokratiebildung!“

     

Seit 2012 teilen sich die Offenen Kanäle in Adenau, Neuwied und Koblenz die Sendeplattform unter dem Namen „OK4“ – bis 2023 gemeinsam mit Andernach. Technik und Knowhow stellt die Medienanstalt Rheinland-Pfalz zur Verfügung. Der gemeinnützige Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. „Wir sind immer auf der Suche nach Unterstützung, damit wir zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit betreiben oder andere Projekte umsetzen können“, beschreibt de Luca die Arbeit des Vorstands.

Heute ist die Medienkompetenzförderung aller Bürgerinnen und Bürger wichtiger denn je. Über Seminare und persönliche Beratung können sich Menschen aus der Region ausprobieren und lernen, wie Medien funktionieren. Mit ihren eigenen Sendungen tragen sie zur Meinungsvielfalt bei. Innerhalb der letzten 12 Monate wurden rund 300 neue Beiträge gesendet. Selten wurden so viele Videos produziert wie 2024. Beteiligt sind daran auch Vereinsmitglieder, die den Verein weiter nach vorne bringen möchten. „Wir möchten Jugendgruppen, Schüler oder auch Vereinsmitglieder dazu animieren, Filme zu drehen und sie bei uns zu senden. Das kann mit unserer Technik sein, das kann aber auch mit dem eigenen Handy passieren. Wir sind nicht auf Klicks oder Reichweite angewiesen und senden jeden eingereichten Beitrag – sofern er nicht gegen unsere Bestimmungen verstößt“, erklärt de Luca. Technisch unterstützt werden manche Produktionen von jungen Menschen, die im OK eine Ausbildung oder ein Freiwilliges Soziales Jahr machen.

    

Der Offene Kanal sendet rund um die Uhr und ist längst nicht mehr nur über Kabelfernsehen zu sehen. Er ist im TV auch empfangbar über HbbTV-fähige Sat-Receiver und kann über MagentaTV oder Zattoo gestreamt werden. Einen Livestream gibt es auch hier auf der Homepage und einige Beiträge sind bei YouTube abrufbar.

Auch nach 35 Jahren bewegter Bilder und bunter Erlebnisse bleibt der Offene Kanal Koblenz ein Ort, an dem die Menschen aus der Region ihre Medienerfahrungen sammeln, Medienkompetenz erwerben und selbst Programm gestalten können.

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